Sonntag, 8. Januar 2012

Typisch Thai

Der Verkehr Thailands wird von Motorrädern und Pickups beherrscht. Pickups kann man wohl irgendwie steuerlich absetzen, denn praktisch scheinen mir diese vierrädrigen Monster nun nicht. Aber was nicht passt, wird passend gemacht: So begegnet man Picknick-Pickups mit ganzen Familien auf der Ladefläche, Werbe-Pickups mit kreischenden Megaphons, Disco-Pickups mit abgefahrener Beleuchtung und Hello Kitty-Pickups. Letztere lassen vermuten, dass sie sich im Besitz einer Frau befinden. Ganz im Gegensatz zu Indien, wo man sich auf der Strasse in 9 von 10 Fällen (in Verkehrsmitteln sogar in 99 von 100 Fällen) einem Mann gegenüber sieht, sind die Thai-Frauen sehr mobil.

Das wiederum erstaunt wenig, denn sie sind es, die man hier arbeiten sieht. Sie massieren, kochen, servieren, sie rechen, putzen, waschen, sie beraten, vermieten, verkaufen und chauffieren. Man trifft sie aber auch auf dem Markt, auf dem Feld und beim Flaschensammeln am Strand. Eine Ausnahme bildet die Kokosnussernte. Dieses gefährliche Unterfangen wird von Männern in Zusammenarbeit mit dressierten Affen erledigt. Ich will die Thai-Männer nicht schecht machen, ich weiss nur einfach nicht, wo sie sind und was sie da den ganzen Tag anstellen, denn auch zu Hause haben die Frauen die Hosen an.

Vor jedem Haus steht eine Amphore mit Fischlein und Seerosen. Auf den buddhistischen Schreinen - die etwas von einem verzierten Vogelhäuschen haben und vor jedem Haus auf einem Sockel thronen - werden Milch, Eier und manchmal Fanta samt Strohhalm geopfert. Und wo man hinkommt, man könnte eigentlich immer vom Boden essen, denn er wurde in den letzten Stunden mit Sicherheit gewischt.

Die wichtigste Tugend neben der Reinlichkeit ist die Verehrung der Königsfamilie. Das Marketing für den König machen nicht die Clips im Fernsehen sondern das Volk. In jedem Restaurant hängt neben jener der eigenen Kinder mindestens eine verblichene Fotografie des Königs. Auch die Strassen und Schulen werden von lebensgrossen gerahmten Bildern Seiner Majestät geziert und neben der Landesflagge flattert auch immer die gelbe Flagge des Königshauses. Zum 84. Geburtstag des beliebtesten Mannes Thailands trugen fast alle Leute ein T-Shirt in gelb oder rosa (fragt mich nicht warum gerade rosa) und die englischsprachige Zeitung hat sogar eine Serie mit "Long Live the King"-Tassen herausgebracht. Nach sechs Wochen Thailand ist die Beigeisterung auf uns übergeschwapt und wir stellen etwas erstaunt fest, dass wir beide Fan eines Königs geworden sind.

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