Sonntag, 15. Januar 2012

Freitag der Dreizehnte

Wir waren in: Battambang 
Wir sind in: Phnom Penh
Wir vermissen: ein Boot ohne Leck

Während die Sonne aufgeht und wir beim Frühstück sitzen, lädt der Patron unseres Gasthauses den Fahrer, der uns zum Boot bringen sollte, zu einem Gläschen Reiswein ein. Im Minibus warten derweil schon sechs Personen. Wir zwängen uns dazu und eine halbe Stunde später ergattern wir die letzten Plätze auf dem Boot. So dachten wir zu mindest. Ein paar Minuten später kommt ein weiterer Bus mit 20 Leuten an. Wir beschliessen, uns zu den Neuankömmlingen auf das Dach des Schiffes zu gesellen. Beim Hochklettern reisst meine Hose, vom Hintern bis um Reissverschluss. Zum Glück befinden wir uns bereits auf dem Fluss und mein Rucksack liegt - wie ich inzwischen auch - auf dem Dach...

Durch das morgendliche Licht tuckern wir von einem breiten Fluss auf einen See dessen Ende trotz der klaren Luft nicht auszumachen ist. Bäume stehen im Wasser, sodass manchmal nur eine Schneise der Breite unseres Bootes die Durchfahrt ermöglicht. Als wir zum ersten Mal auf ein schwimmendes Dorf treffen, glauben wir uns in einem Dokumentarfilm wiederzufinden. Es gibt auf den Flössen - die ihre Position übrigens je nach Jahreszeit wechseln - Fischzuchten, Werkstätten, Blumenläden, Schulen, Mobiltelefone, Restaurants und Kirchen. Läden sind meist auf fahrenden Booten untergebracht. Kindergartenkinder paddeln allein auf Holzböötchen durch die Gegend. Nach einer kurzen Mittagspause in einem der schwimmenden Restaurants dümpeln wir weiter. Da und dort steigt jemand zu, obwohl unser Boot schon bis zum Bersten gefüllt ist.

Ich bin froh, dass das Boot erst auf Grund läuft als wir uns schon wieder in der Nähe von Landfetzen befinden, die aus dem Wasser ragen. Pierre hat sich bereits ausgezogen, um ins Wasser zu springen und zu helfen, als drei Männer es schaffen, das Boot wieder ins freie Wasser zu stossen. Die Euphorie hält aber nicht lange an, denn bald wird klar, dass sich die Seitenlage unseres Schiffes verstärkt. Die Sonne brennt und die Fahrt wird (was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wissen) noch drei Stunden dauern. Ein Junge schiebt sich mehrfach in das wassergefüllte Heck. Er hegt wohl Hoffnung, mit seiner defekten Handpumpe etwas ausrichten zu können.

So schleichen wir schwankend an "Häusern" vorbei, die aus nicht mehr als etwas Bambus und einer Plastikplane bestehen. Nackte Kinder baden im Fluss, winkend und jauchzend. Das ganze Leben hängt vom schlammigen Fluss ab: Er ist Ernährer, Strasse und Badezimmer zugleich. Sobald wir in die Nähe der Stadt kommen, treffen wir wieder auf Brücken, halbwegs anständige Behausungen und Bergen von Plastik. Hier ist nichts übrig vom Charme und der Naturbelassenheit der schwimmenden Dörfer. Nach rund neun Stunden setzen wir unsere Füsse wieder auf Land. Ahoi Battambang!

Ich bin ja nicht abergläubisch, lustig ist es trotzdem, dass das alles an einem Freitag, dem 13. passiert ist. Am Samstag, dem 14. haben wir jedenfalls mehr Glück: Wir fahren morgens mit dem "Bamboo Train", einer Bambusplattform auf Rädern, die motorbetrieben über die verzogenen Bahnschienen aus der Kolonialzeit rollt. Obwohl wir samt "Zug" mehr als einmal absteigen müssen, um Gegenverkehr Platz zu machen, erwischen gerade noch so noch den Mittagsbus nach Phnom Penh.

 

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