Montag, 9. April 2012

Hejo, spann den Wagen an...

Wir vermissen: Wind und fallende Blätter

Hawks Nest

Eine Bucht, die zum Baden und Kiten lädt. Doch zum Kiten ist der Wind zu sanft und zum Baden zu kalt. Wir tunken uns trotzdem kurz, so macht kalt Duschen nachher mehr Spass. Ja, es herbstelt, Zum ersten Mal seit der Zeit im Himalaja vermisse ich lange Hosen. Was aber nicht heisst, dass es windet und die Bäume ihre Blätter abwerfen. Hier beginnt jetzt die windloseste Zeit des Jahres und die einheimischen Bäume werfen ihre Rinde ab.

Newcastle

In Newcastle kaufen wir uns einen Shortie, das ist ein kurzärmliger Neoprenanzug. Zum Glück, denn wir können ihn sofort einweihen. Als wir mit unserer Session (und unseren Kräften) am Ende sind, ist es 15 Uhr 15. Nun kommen die anderen Wind- und Wassersportler an den Strand. Wahrscheinlich haben sie uns vom Büro aus via Live-Webcam beobachtet und sind sofort nach Feierabend aufgebrochen. Richtig gelesen: 15 Uhr 15!

Swansea

Unser Schlafplatz am Schwanensee macht selbst den Schönsten Konkurrenz. Zwischen Mini-Urwald, architektonisch ausgeklügelten Villen und Meeresmündung leben wir das „laid back“-Leben der Australier. Ab und an kommt jemand vorbei, um ein Stündchen mit uns zu plaudern.

Norah Heads

Auch hier vermuten wir einen Kitespot. Doch das Örtchen outet sich als Seniorenresidenz mit sensationellem Meerblick. Die Wellenreiter sind denn auch deutlich älter als wir. Zu kaufen gibt es unnötige Versicherungen, Testamentsrechtsberatungen, Alterswohnungen, Rollstühle und Rollatore. In der Bibliothek (ihr glaubt gar nicht wie lange ich jetzt gebraucht habe, um das Wort Library ins Deutsche zu übersetzen) gibt es gratis WIFI. Ich husche hin, um den Wind für die kommenden Tage zu checken. Miserabel, die Vorschau. Dass ich Gestelle voller Bücher in übergrosser Schrift ausleihen könnte, tröstet mich jetzt wenig.

Sydney 

...unterqueren wir. Netter Tunnel. Schade nur, dass wir nicht die berühmte Brücke genommen haben. Aber wir kommen ja bald zurück.

Royal National Park & Grand Pacific Road


Nach einem Blick auf die vielversprechende Botany Bay und die wenigersprechende Windvorschau, haben wir beschlossen, dass wir den Wagen anspannen und weiter gen Süden ziehen. Die Fahrt durch den Royal National Park und anschliessend über die Grand Pacific Road – einer Brücke der steilen Küste entlang - legen wir beim Eindunkeln zurück. Dieser Tourist Drive bekommt von uns den Award für die beste Strasse unserer Reise.
In Coledale finden wir einen wahnsinnig hübsch gelegenen Zeltplatz. Der Morgen beginnt mit Yoga, dann einer Runde mit Lucky, dem Bodyboard, und, tatatataaa, Pancakes!




Jervys Bay

Das Wasser ist so klar und türkis, der Sand so weiss und fein, da muss man einfach rein. Ich gehe also mit dem Kite baden. Geplant war das so nicht. Der Wind ist gerade stark genug, dass ich den Drachen in der Luft halten kann. Doch ich stehe auf etwas grosses, glibbriges, quieke so laut, dass Pierre mich vom Parkplatz aus hört und vergesse den Kite für eine Sekunde. Platsch.

Wir düsen weiter in den Süden. Die Nacht verbringen wir auf einem Rastplatz am Highway. Die Lichtung im Eukalyptuswald teilen wie mit zwanzig anderen Campern.

Lake Tyers

Endlich kommt Pierre dazu, seine Fischerrute einzuweihen. Obwohl sich der „Lure“ (Fischattrappe) wie ein echter Fisch bewegt, wenn er ihn durch's Wasser zieht, beisst keiner an. Der Fischköder funktioniert auch nicht. Ich werfe sicherheitshalber die beiden Fischfilets aus dem Supermarkt in die Pfanne.


Wilsons Promontory

Im Wilsons Promontory National Park erreichen wir bei 39° den südlichsten Punkt unserer Reise (und unseres bisherigen Lebens). Das ist aber nicht der Grund, warum sich die lange Anfahrt gelohnt hat. Allein der Zeltplatz war es wert. Nach einer schweisstreibenden Bergbesteigung komme ich gerade von der Dusche zurück. Pierre ist verschwunden, dafür hockt ein Känguru vor dem offenen Britzli. Wo Pierre wohl steckt? Er hat gerade ein Wombat entdeckt. Ein Hase sagt uns auch noch gute Nacht. Geweckt werden wir von Papageien.



Beim morgendlichen Küstenspaziergang bläst der Wind. Wir sputen uns zum Sandy Point. 

Sandy  Point

Michèle beschliesst mit Kite zu baden Teil II.


Philipp Island

Hier kommen wir beide auf unsere Kosten. Ich kurve Pierre rund um die Rennstrecke, welche wir letzten Sommer schon beim Moto Grand Prix im Fernsehen bewundert haben.


Dafür kommt er mit mir zur Parade der kleinen Pinguine. Sie kommen kurz nach Sonnenuntergang in kleinen Grüppchen aus dem Wasser, bleiben ganz nahe beieinander und rennen nach mehreren Anläufen über den hellen Sand. So gut wie sie im Wasser getarnt sind, so schlecht sind sie es am Strand. Im Gebüsch fühlen sie sich bei Dunkelheit aber wohl. Wir schauen zu, wie sie auf dem Weg zu ihren Nestern herumlümmeln.


Einige Tiere sind ganz dick. Sie haben sich Fett angefressen, denn wenn sie ihr Federfell wechseln, können sie bis zu drei Wochen nicht ins Wasser. Zu essen gibt es in dieser Zeit nichts.

Jem Jerrup

Wir verlassen die Philipp Island nachdem wir auf dem Parkplatz eines Supermarkts gekocht und (im Gegensatz zu den federlassenden Pinguinen) königlich gespiesen haben. Irgendwann biegen wir links vom Highway ab, um einen Schlafplatz am Meer zu suchen. Am Ende einer Schotterstrasse sind wir gut geparkt. Bis zum Sonnenaufgang schlafen wir durch. Offensichtlich haben wir in letzter Zeit genug Kite-Karma gesammelt, denn der Wind ist uns noch einmal hold. Die Zeit bis Mittag verbringen wir auf dem Wasser.

Melbourne

In St. Kilda ist eine Stunde lang parken gleich teuer wir eine Pizza in einer coolen Resto-Bar. Am Nachmittag essen wir ein Eis auf St. Kildas Pier mit Blick auf die Skyline und ein paar Kiteschulen. Eine meiner Lieblings-CDs von Naked Raven ist nach eben diesem Pier benamst - mir bleibt also nichts anderes übrig, als hier den Bauchmuskelkater zu verschlimmern.



Die Innenstadt begeistert uns mit ausgeklügelter Architektur, alternativen Cafes und alten Trams. 





Hume Highway 

Innert 24 Stunden spulen wir die 879 Kilometer von Melbourne nach Sydney ab. Wir halten nur an, um uns oder das Auto aufzutanken. Wir werden nie herausfinden, was es mit dem Dog on the Tuckerbox bei Gundagai auf sich hat.

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